Cape Hillsborough – Am Strand mit Kängurus und Wallabys
Um 4 Uhr morgens klingelt unser Wecker. Draußen ist es stockdunkel. Im Halbschlaf drücke ich die Snooze-Taste. Noch fünf Minuten mehr im Schlummerland.Warum sollte man im Urlaub auch so früh aufstehen?
In Cape Hillsborough gibt es dafür allerdings einen guten Grund: Um 5 Uhr morgens versammeln sich hier am Strand eine ganze Horde von Wallabys und Kängurus. Sie kommen hierher, um das angespülte Seegras zu fressen.
Die Cape Hillsborough Nature Tourist Campsite bietet die Möglichkeit, direkt an diesem Strand zu campen, und damit die Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können.
Und das nicht nur früh morgens – auch tagsüber hoppeln immer wieder mal Wallabys und Kängurus über das Gelände, und haben mich zum Schwärmen gebracht.
Jeder der hierherkommt und die Tiere sehen will, sollte sich dabei an bestimmte Regeln halten:
- Die Tiere nicht anfassen
- nicht füttern
- keine Selfies mit ihnen machen
- den Weg nicht versperren oder abschneiden wenn Tiere vorbei wollen
- die Tiere nicht verfolgen
Das alles dient vor allem einer Sache: Dass die Tiere sich nicht zu sehr an den Menschen gewöhnen, und dann nicht mehr fähig wären, in der Wildnis zu leben und eigenständig nach Futter zu suchen.
Leider habe ich gesehen, dass sich nicht alle an diese Regeln halten, was ich absolut nicht verstehen kann. Es wurden trotzdem Selfies geschossen, Tiere angefasst und sogar gefüttert.
Gut, dass es mittlerweile auf Grund der Popularität von Cape Hillsborough Ranger gibt, die sich tagtäglich um die Sicherheit der Tiere kümmern. Sie sind jeden Morgen mit dabei, wenn die Touristen zum Strand kommen. Mit gelben Hütchen sperren sie eine Sicherheitszone für die Tiere ab, die von den Touristen nicht übertreten werden darf. Auch haben sie ein Auge darauf, dass sich die Besucher an die Regeln halten.
Nach zweimal Snooze-Taste reibe ich mir um 4.30 Uhr den letzten Schlaf aus den Augen und stehe auf. Ich rüttle an Alex Arm und versuche ihn aus dem Schlaf aufzuwecken. „Wir müssen aufstehen, die Kängurus kommen gleich!“
So langsam weicht die Müdigkeit meiner Aufregung. Schnell ziehe ich mich an, torkle mit Taschenlampe zum Badehäuschen zum Zähneputzen. Nachdem ich zurück bin, ist Alex auch schon auf den Beinen. Ich greife mir die Kamera und lege neue Batterien ein. Ein plötzlich leerer Akku mit Kängurus an einem Strand – das geht absolut nicht!
Wir machen uns auf den Weg, der wirklich weniger als eine Minute dauert und über einen kleinen Pfad entlang zum Strand führt.
Cape Hillsborough – am Strand mit Kängurus und Wallabys
Fast angekommen raschelt etwas hinter uns. Ich drehe mich um und erstarre vor Faszination: Hinter uns steht eines der Kängurus und will wohl den gleichen Weg nehmen wie wir.
Ein fettes Grinsen schleicht sich in mein Gesicht, und ich kann nicht aufhören dieses wunderschöne Tier anzustarren. Wir machen dem Kerl Platz, damit er durchhoppeln kann und schauen ihm glücklich hinterher.
Nach ein paar weiteren Schritten stehen wir mit ungefähr zwanzig weiteren Besuchern am Strand. Die Dämmerung hat mittlerweile eingesetzt und der Himmel ist violett gefärbt.
Im ersten Schein der Sonne sehen wir, wie sich zwei Wallabys inmitten ihrer Herde boxen. Was für ein Anblick! So etwas habe ich bis jetzt nur in Tierdokumentationen gesehen. Aber jetzt sehe ich es in echt. Der Wahnsinn!
Es sind um die zwanzig Tiere an diesem Morgen am Strand, und es ist fast unwirklich, sie aus der Nähe beobachten zu können: Wie sie fressen, sich bewegen, miteinander umgehen, wie weich ihr Fell aussieht, wie sie sich kratzen und putzen.
Eine Wallaby Mutter mit Baby im Beutel ist auch dabei. Tierdoku ohne Fernseher. Hautnah!
Nach einer guten Stunde ist die Sonne aufgegangen, und viele der Tiere machen sich auf den Weg zurück in den Busch. Sie hoppeln vom Strand zurück ins Hinterland.
Wie gerne ich gewusst hätte, wohin sie jetzt gehen, was sie dann machen, wohin sie später noch hoppeln. Auf einen Stadtmenschen wie mich üben Tiere in freier Wildbahn eben eine absolute Faszination aus. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, diese Tiere aus der Nähe zu sehen?
Aber nicht nur die Kängurus machen Cape Hillsborough zu einem ganz besonderen Ort.
Der naturbelassene, wilde Strand ist allein schon die Anreise wert. Eine Landschaft die uns verzaubert hat. Außerdem gibt es viele Wanderwege durch den Nationalpark.
Aber das Beste für mich und Alex – wir haben uns hier verlobt.
Es war ein Bilderbuch-Heiratsantrag am Strand mit Sonnenuntergang und einem Wallaby dass uns beobachtet hat. Unser Antrags-Zeuge sozusagen.
Wir werden diesen Ort niemals vergessen und immer im Herzen tragen.