Und dann kam Corona – Wie die Pandemie unsere Weltreise veränderte
März 2020 – eine Zeit die wohl die ganze Welt so schnell nicht mehr vergessen wird.
Ein neuartiges Virus verbreitete sich rasend schnell – weltweit. Die WHO rief eine Pandemie aus, und niemand wusste so recht, was nun geschehen wird. Angst, Chaos und Ungewissheit beherrschten für mehrere Wochen und Monate die Menschheit und die Welt.
Start unserer Weltreise Januar 2020
Wir starteten unsere Weltreise am 9. Januar 2020. Unser Ziel: Australien! Wir flogen nach Perth, um uns hier unseren Traum zu erfüllen: Ein Auto kaufen und dann Western Australien erkunden. Für mindestens 6 Monate wollten wir in Down Under bleiben.
Anfang Februar startete unser Roadtrip, und wir bereisten 2 Monate lang den Südwesten Australiens, bevor es Anfang März Richtung Norden ging.
Wir kamen bis Kalbarri. Und dann kam Corona.
Unser eigentlicher Weltreise-Plan
Vor der Weltreise hatten wir uns grob überlegt, welche Länder uns reizen würden, und wohin wir gerne reisen wollen würden.
Unsere Liste mit Wunschländern sah wie folgt aus: ein halbes Jahr Australien – Neuseeland – Japan – Nepal – Chile – Peru – Costa Rica – USA – Kanada.
Covid sollte das allerdings alles ganz schön durcheinanderbringen.
Eine seltsame Zeit
Über Freunde und unsere Familien hatten wir schon mitbekommen, dass ein unbekannter Virus seinen Weg um die Welt suchte, und die Medien und Wissenschaftler vor einer Pandemie warnten. Die Situation war wohl ernst. Aber so richtig angekommen war das Ganze bei uns im weit entfernten Australien bis dahin noch nicht.
Bis Mitte März. Denn dann gab es auch hier plötzlich Hamsterkäufe, Supermärkte schränkten die Waren ein, die man kaufen durfte, und beim Einchecken an den Campingplätzen mussten Gesundheitsfragen beantwortet werden.
Das alles fühlte sich schon sehr seltsam an, und wir waren uns nicht sicher, wie sich die Situation wohl weiter entwickeln würde. Wir entschlossen uns, erst mal langsam weiter zu reisen, zu beobachten und abzuwarten.
Der Roadtrip war zu Ende
Wir kamen bis Kalbarri, als der Ernst der Lage dann auch zu uns drang: Unsere Auslandskrankenversicherung kündigte an, dass sie nicht mehr länger gültig sei. Eine Klausel in der Police besagte, dass im Falle einer internationalen Pandemie die Versicherung innerhalb von 14 Tagen ablaufen würde. Also hätten wir theoretisch innerhalb von zwei Wochen nach Hause fliegen müssen, sonst wären wir ohne Versicherung in einem fremden Land dagestanden.
Diese Meldung war erst mal ein Schock. Dürfen die das? Ist das überhaupt richtig in so einer Situation? Bekommen wir unser Geld zurück? Gibt es Ausnahmelösungen? Wer denkt denn schon bei Vertragsunterzeichnung an Pandemie? Wir telefonierten wie die Wilden, versuchten mit verschiedenen Service-Mitarbeitern zu sprechen. Aber tatsächlich: Die Versicherung würde offiziell nicht mehr greifen.
Innerhalb weniger Stunden überlegten wir, was wir nun tun würden.
Zurückfliegen nach Deutschland kam nicht in Frage. Wir hatten hier unser Auto, unseren Traum … das konnten wir jetzt nicht einfach so innerhalb von zwei Wochen aufgeben.
Wir suchten nach einer anderen Versicherung, fanden eine, die uns auch in dieser Situation aufnimmt. Wir machten kurzerhand einen Vertrag und hatten diese Sorge dann schon mal los. Denn ohne Krankenversicherung während einer Pandemie unterwegs zu sein, war für uns ein absolutes No-Go.
Aber: Uns wurde schnell klar, dass wir den Roadtrip erst mal abbrechen müssen. Das Reisen wird nicht mehr möglich sein.
Australien macht dicht
Schnell erreichte uns die Nachricht, dass Australien seine internationalen Grenzen dicht macht, und auch die Bundestaatengrenzen geschlossen werden.
Sogar die Regionen innerhalb Western Australiens sollten innerhalb weniger Tage geschlossen werden, Straßensperren traten in Kraft, das Reisen wurde verboten und selbst kleinere Städte machten komplett zu, und nahmen keine Reisenden mehr auf. Die klare Ansage der australischen Regierung war: Ab nach Hause und dortbleiben!
Aber was macht man, wenn man kein zu Hause hat?
Glücklicherweise hatten wir in unseren Air BnB Hosts, bei denen wir bei unserem Reisestart gewohnt hatten, liebe Menschen gefunden. Die Air BnB war noch frei, und wir beschlossen, erst mal wieder runter nach Mandurah in der Nähe von Perth zu fahren, und dort den April über zu wohnen.
Wie es sich anfühlt, nicht willkommen zu sein.
Diese erst Pandemie-Zeit, in der niemand wusste, was oder woher das Virus kam, war wirklich verrückt.
Wir spürten immer wieder mal, auf Campingplätzen oder beim Einkaufen, dass wir als deutsche Ausländer nicht willkommen waren. Die Menschen hatten einfach Angst, verständlicherweise, und viele dachten, wir als Touristen wären auf jeden Fall infiziert. Dabei waren wir selbst ja auch schon mehrere Monate im Land. Aber das spielte in diesem Moment keine Rolle.
Wir hatten selbst auch Angst, weil wir nicht wussten, was passieren, und wie schlimm der Virus nun wirklich sein würde. Manchmal traute ich mich schon gar nicht mehr in der Öffentlichkeit deutsch zu reden, damit niemand merkte, dass wir ausländische Touristen sind.
Auch das war einer der Gründe, warum wir beschlossen, erst mal wieder ein „zu Hause“ zu haben, wo wir bleiben können und in „Sicherheit“ sind.
Im Nachhinein können wir sagen, dass wir aus dieser Situation sehr viel gelernt haben. Zum ersten Mal spürten wir am eigenen Leib wie es ist, wenn man in einem fremden Land angefeindet wird und nicht willkommen ist. Sowas hatten wir bis dahin als privilegierte Weiße in unserer Blase noch nicht erlebt.
Umso dankbarer sind wir für diese Erfahrung. Es hat uns einfach noch mehr die Augen dafür geöffnet, wie hässlich und abartig Feindseligkeiten, Ausländerhass und rechte Gesinnungen sind. Wie schlimm es für Flüchtlinge sein muss, in einem fremden Land nur auf Ablehnung und Angst zu stoßen. Dass, egal was passiert auf dieser Welt, die Menschlichkeit und Liebe niemals sterben darf!
Zurück nach Deutschland?
Diese chaotische Woche in der sich kurzerhand alles geändert hat, war echt hart und fühlt sich im Nachhinein wie ein schlechter Traum an. Da wir uns mit der ganzen Situation auch hilflos fühlten, hatten wir sogar Flüge zurück nach Deutschland gebucht. Wir dachten, das wäre das Beste und fühlte sich am Tag der Buchung auch erst mal gut an. Es war ein Stück Sicherheit in diesen unsicheren Zeiten.
Schnell wurde uns aber klar, dass wir auf keinen Fall zurückfliegen wollen. Unsere Körper und Köpfe wehrten sich so sehr dagegen, denn es fühlte sich einfach nicht richtig an. Zum Glück wurden die Flüge zwei Wochen vor Abflug storniert, und wir haben unser Geld relativ schnell zurückbekommen.
Für uns war danach erst recht klar: Wir bleiben in Australien!
In Deutschland würden wir auch nichts anderes machen, als zu Hause zu bleiben, und abzuwarten. Das konnten wir auch genauso gut in Australien machen.
Dieses Gefühl der Erleichterung war unbeschreiblich. Wir waren so froh, dass wir blieben und genossen ab da einfach die viele freie Zeit, die wir zusammen hatten.
Eine gute Entscheidung
Es stellte sich heraus, dass zu bleiben genau die richtige Entscheidung war. Western Australien reagierte prompt und sehr gut auf die ganze Virus-Situation, und nach vier Wochen in der Stube hocken, durften wir auch wieder raus für Freizeitaktivitäten. Schneller als wir dachten. (Was sicherlich auch daran liegt, dass hier einfach generell sehr wenige Menschen leben.)
Die Regionen waren immer noch dicht, aber immerhin konnten wir in unserer Region ein paar schöne Wanderungen und Ausflüge unternehmen.
On The Road Again
Mitte Mai entschied die Regierung von WA, dass die Regionen ab Juni wieder geöffnet werden, und das Reisen wieder erlaubt ist! Wahnsinn! Wir hatten frühestens im Juli mit dieser Entscheidung gerechnet und freuten uns irre, dass unser Roadtrip weiter gehen konnte!
Wir machten das Auto wieder fit, bereiteten uns auf die Weiterreise vor und fuhren am 1. Juni wieder Richtung Norden. Ziel: Kalbarri. Hier wollten wir unsere Reise fortsetzen.
Weltreise?
Auch wenn wir überglücklich waren, dass wir wieder in Western Australien reisen konnten, war uns auch bewusst, dass wir die Weltreise, wie wir sie geplant hatten, nicht machen werden können.
Durch Covid hatte sich die globale Reisesituation zum Ungewissen entwickelt. Keiner kann bis heute (September 2020) sagen, wann man überhaupt wieder unbeschwert reisen werden kann.
Einige Länder auf unserer Wunschliste wurden durch die Pandemie so sehr geschwächt, dass es als Tourist auch nicht unbedingt ratsam wäre, dorthin zu reisen. Die meisten Grenzen sind noch geschlossen, und niemand weiß, wie sich alles weiter entwickeln wird.
Also trafen wir noch eine Entscheidung: Wir bleiben ein ganzes Jahr in Australien.
Das schien uns das Beste in dieser Situation zu sein. Immerhin können wir in WA unbeschwert reisen, und wir erfüllen uns hier einen großen Traum.
Wir hoffen jetzt erst mal darauf, dass sich die Situation in Australien wieder bessert, und wir vielleicht eine ganze Runde um den roten Kontinent machen können. Aber auch das wird sich mit der Zeit zeigen.
Wie es dann nach dem Jahr in Australien weiter geht, das steht noch in den Sternen. Wir werden die Situation im Auge behalten und entscheiden dann gegen Ende des Jahres, wohin es uns verschlägt für die nächsten 6 Monate, die wir dann noch haben. Neuseeland könnte eine Option sein.
Dass wir tatsächlich einmal um die Welt kommen haben wir allerdings erst mal abgehakt.
Wir sind einfach dankbar für alles, was wir, auch mit Covid-Situation, erleben dürfen und genießen jede Sekunde unseres wunderbaren Roadtrips.
Was die Zukunft bringt
Wir werden diesen Artikel immer wieder mal updaten, wenn sich reisetechnisch etwas Neues für uns ergibt. Wir sind selbst gespannt, wie sich alles entwickeln wird, und was wir dann hier berichten werden.