
Der Wecker klingelt. Es ist 6.30. Zu früh für mich. Normalerweise.
Ich bin der absolute Morgenmuffel, und wenn ich nicht wissen würde, dass sich das frühe Aufstehen absolut lohnen wird, würde ich jetzt ziemlich mürrisch und mit der schlechtesten Laune aller Zeiten aufstehen und den Tag verfluchen.
Wer steht im Urlaub schon freiwillig so früh auf?? Klar, Taucher. Ich weiß einfach, dass es sich lohnen wird, denn die faszinierende Unterwasserwelt wartet schon auf mich.
Geplant ist heute ein Bootsausflug zum Nationalpark Ras Mohammed. Gestern erst musste ich Rico, unserem Tauchguide, beweisen, dass ich schon erfahren genug bin um in Ras „unter“ zu gehen, denn hier soll es viele und teilweise starke Strömungen geben, die dich dann doch ziemlich nervös machen können, wenn du die Technik und vor allem dich selbst nicht unter Kontrolle hast.
Aber alles gut. Rico sagt: „Yes ok, you can go diving to Ras Mohammed tomorrow.“ Und ich so „Yeah!“
Um kurz nach halb acht schlage ich in der Tauchschule auf, schnappe mir meine Equipment-Kiste und stelle Sie an die Abholstelle für’s heutige Boot. So, das Wichtigste geschafft! Georgie, unser Guide für heute, sitzt schon mit der Teilnehmerliste parat und geht alle Namen durch. „Yesterday, we got two hammerhead sharks in Ras Mohammed and a giant manta ray. Maybe we’re lucky today.“ erzählt er aufgeregt, und ich strahle ihn wie ein Hongikuchenpferd an, als ich die Worte „Haie“ und „Mantas“ höre.
Oh man, wie geil wär das denn, denk ich mir und schwelge schon im siebten Taucherhimmel. Auf dem Boot sind eigentlich nur Deutsche, bzw. Deutschsprachige, die meisten kommen aus der Schweiz, ein Italiener und unsere Tauchguides. Ganz praktisch irgendwie, aber ich stehe mehr auf ein internationales Flair.
Wie sich herausstellt bin ich das absolute Tauchküken auf dem Boot.
Mit meinen gerade mal 29 Tauchgängen kann ich nicht anhähernd mit den ganzen Erfahrungen aller anderen Taucher in der Gruppe mithalten. Die sind alle schon über hunderte Male unter getaucht. Irgendwie macht mich das dann ein wenig nervös, versuche mich davon aber nicht weiter beeindrucken zu lassen. Ich kann das.
Dann sind wir da am ersten Tauchspot: Ras Za’atar. Georgie gibt uns ein kurzes Briefing zur Gegend und dem geplanten Tauchgang. Dann geht alles wieder ganz schnell: Wetsuit anziehen, Ausrüstung fertig machen, Maske waschen, Fins anziehen und ab geht’s. Kurze Orientierung an der Wasseroberfläche, dann tauchen wir ab.
Es geht runter auf fünf Meter, schwimmen erst ein wenig am oberen Riff entlang, in der Hoffnung auf was Großes. Dann geht’s langsam tiefer bis auf 30 Meter. Wir sehen bei diesem Tauchgang keine Haie und auch keinen Mantas … schade … was ich allerdings sehe sind die größten und schönsten Korallengärten im roten Meer. Riesige Fächerkorallen, so groß wie ganze Bäume. Mehrere, versetzte Pilzkrustenkorallen stehen wie riesige Sonnenschirme auf den Riffhängen.
Unter dem größten verstecken sich drei große Fledermausfische. Neugierig auf uns und unsere Blubberbläschen, paddeln sie unter der Koralle hervor und begleiten uns ein Stückchen. Ein paar große Kofferfische flattern wie Zeppeline etwas behäbig durch die Gegend, und ich muss grinsen. Diese ganzen Fische sind einfach so toll, vor allem wenn sie mich dann mit ihrem teilweise seltsamen Blick anstarren, als wenn sie fragen wollten: „Und, du kommst aber nicht von hier, oder?“ oder „Ey, is was?“
Und dann merke ich die Strömungen.
Die erste zieht mich mit sich. Sehr angenehm, denn ich muss selbst nicht schwimmen. Das spart Luft. Die nächste allerdings will mich vom Riff wegzerren und die übernächste zieht mich rauf. Hier muss ich mich schon ziemlich konzentrieren um meine Tiefe zu halten, und nicht wie ein Flummi rauf und runter zu eiern. Wäre gar nicht gut.
Bei unserem zweiten Tauchgang erleben wir dann noch eine Begegnung mit einer Schildkröte. Ganz gechillt kommt diese von der Oberfläche wieder runter getaucht und segelt ganz entspannt an uns vorbei. Schaut uns an und sagt wahrscheinlich: „Alles klar bei euch, Dude?“ Einfach wunderschön … Ein Schwarm Einhornfische vollendet das unglaubliche Bild.
Es geht nach und nach wieder nach oben. Safety Stopp mit dem wachsamen Blick ins Blaue … vielleicht kommt ja noch was Großes vorbei … heute leider nicht.Übrigens konnte ich mit meinem Korallenriff Führer die Tauchgänge immer schön Revue passieren lassen und die gesehenen Fische noch einordnen und benennen.Sehr praktisch für’s Logbuch, wenn man nicht ständig schreiben will “ habe diesen großen, bunten Fisch mit dieser langen Flosse gesehen.“ 🙂
Super Teil: —> Korallenriff-Führer
Bye Bye rotes Meer … es war wunderschön mit dir.
Leider muss ich jetzt wieder nach Hause … Wir sehen uns ganz bestimmt bald wieder!