Backwaters Kerala – Hausboottour in Alleppey
Namaste meine lieber Reisesüchtel.
Heute nehme ich dich mit auf unsere Reise durch den Süden Indiens in die Backwaters Kerala. Denn dieses Ziel stand bei unserer Tour mit ganz oben auf der Liste.
Klar, das war schließlich DAS absolute Highlight von dem wirklich jeder erzählt, wenn es um Kerala geht. Das wir hier die beschissenste Nacht der gesamten Reise erleben würden, hätten wir am allerwenigsten erwartet.
Aber auch wenn es nicht so schön war, ist diese Nacht bei uns in Erinnerung geblieben und erinnert mich immer wieder an eine Sache: Indien bringt dich dazu, deine Reise und dieses Land zu hassen. Und im nächsten Moment liebst du es so sehr, dass du ständig Fernweh nach diesem verrückten Stück Erde hast. Ist doch verrückt, oder?
Ach herrje, ich hab mein Herz tatsächlich an Indien verloren. Unglaublich. Ich könnte grad schon wieder vor Freude auf- und abhüpfen wenn ich an meine Reisen dahin denke.
Meine Reisestory zu den Backwaters
So, meine Reisestory soll dich jetzt aber nicht abschrecken nach Indien zu fahren. Um Gottes Willen, nein!! Ganz und gar nicht. Das Gegenteil wird dir dann erst der zweite Teil des Berichts mit den schönen Fotos beweisen. Also wenn du kein Bock auf eine Story voller Ekel hast, dann scroll einfach runter, bis du zu den Fotos kommst.
Warum diese Nacht so scheisse war, erzähle ich dir jetzt.
Unsere Nacht in den Backwaters
Links und rechts von uns lagen dicht an dicht die Boote vor Anker. Die Privatsphäre war dahin. Die Romantik am Arsch. Unsere Nachbarboote starteten das Karaoke-Programm mit literweise Schnaps. Klingt lustig. War es dann doch nicht, denn wir wollten eine romantische Nacht auf dem Hausboot in den Backwaters Kerala verbringen.
Du musst wissen, für die Inder ist eine Tour durch die Backwaters in Alleppey eher sowas was man macht, um seinen Junggesellen-Abschied zu feiern. Oder seinen Geburtstag. Oder einfach als Party-Ausflug. Also sowas wie die Altstadt in Düsseldorf, nur auf Booten. Gruselig. Das wussten wir vorher aber nicht, denn bei Hausboot, Wasser, kleine Kanäle denken wir Europäer eher an idyllische und ruhige Besinnlichkeit. Nee, war aber eher Feiern bis zur Besinnungs-losigkeit.
Karaoke, Bierneid und Drogen
Nach unserem Abendessen, spielten wir noch Karten und beobachteten fasziniert das Geschehen um uns herum. Wilde Tänze, betrunkene Männer, singende Frauen, Kinder angelten seltsame Fische aus dem dreckigen Brackwasser, aus irgendeinem Nachbardorf schallte auch noch Musik zu uns herüber. Dauerbeschallung von allen Seiten.
Wir tranken unser Bier, dass wir mitgebracht hatten und ich bemerkte erst später, dass uns der Kapitän, ein uralter Mann mit nur noch einem Zahn im Mund, um die Ecke herum beobachtete. Immer wenn er bemerkte, dass ich ihn sah, ging er schnell weg oder tat so, als würde er das Boot begutachten. Das war einfach zu komisch und wie in einer schlechten Comedy-Serie.
„Ey, was macht der denn da?“ fragte ich Alex, der mit dem Rücken zu ihm saß. Wir dachten, dass er einfach nur neugierig auf uns war. Vielleicht wollte er nur mit uns reden, aber er sprach kein Englisch, also konnte er nur gucken.
Erst später verstanden wir, was er eigentlich wollte. Unser Bier. Warum? Weil Bier in Indien verhältnismäßig teuer ist, und in der Alkoholhierarchie ganz oben steht. Ein edles Gesöff. Die Crew hatte wohl nur ihren Selbstgebrannten dabei zum Saufen, denn die waren schon ziemlich stramm und lallten uns zwischendrin mit irgendwelchem Zeug voll. Ich fand das so unangenehm und fühlte mich dabei auch echt nicht wohl. Außerdem hatten die alle schon knallrote Augen und konnten kaum noch geradeaus gucken. Die hatten sich irgendwas reingezogen, und das machte die Sache nicht weniger unheimlich.
Unser Kapitän wollte aber etwas von dem edlen Tropfen und wartete ab, ob wir alles austranken, oder ob noch was übrigbleibt. Deswegen linste er immer wieder heimlich um die Ecke. Uns ging dieses Heckmeck einfach nur auf die Nerven und wir boten ihm ein Glas an.
Er freute sich wie ein König, nahm das Bier und verschwand um die Ecke. Schade, wir dachten, er würde sich noch zu uns setzen, und wir könnten uns mit Zeichensprache noch ein bißchen unterhalten. Aber er wollte nur unser Bier, und nicht unsere Gesellschaft.
Kakerlaken, Ratten und Kotzerei
Gegen Mitternacht war dann Schicht im Schacht. Alles wurde schlagartig ruhig und die vor fünf Minuten noch feiernde Partymeute verschwand in ihren Kabinen. Wir tranken noch unseren letzten Schluck und gingen auch schlafen. Außerdem wollte ich nicht noch länger an Deck mit der besoffenen Crew zusammensitzen und mich beobachten lassen.
In der Kabine ratterte die Klimaanlage und war waren gefühlt minus zwanzig Grad in dem kleinen Zimmer. Sie ließ sich nur nicht von innen abschalten oder runter drehen. Das ging nur von außen. Wer hatte sich denn den Scheiß ausgedacht. Typisch indische Konstruktion mal wieder. Weil wir keinen Bock hatten, einem der besoffenen Crewmitglieder jetzt noch mit Hand und Fuß zu erklären, dass die Klimaanlage zu kalt war, ließen wir sie eben laufen, packten uns in dicke Klamotten und legten uns ins Bett. Scheiß drauf.
Gerade eingedöst weckte mich Alex.
„Scheisse ich muss kotzen.“ Raunte er mir zu und hastete schnell zum Bad. In letzter Sekunde konnte er sich über die Toilette gebeugt übergeben. Ich saß hellwach im Bett und schnallte noch gar nicht so richtig was los war. Im Bad konnte ich Alex Rücken sehen und das Waschbecken. Auf dem sich eine ganze Armee voller Kakerlaken tummelte und herumsprang.
Dieses Bild war so abartig. Und ich schwör dir, ich hab ja schon oft nächtlichen Besuch von Kakerlaken in Zimmern oder im Bad in Asien gehabt – aber DAS war wie ein Kakerlakenzirkus. Die sprangen da einfach überall im Bad durch die Gegend. So ekelhaft! Aber nicht so kleine, nee die richtig großen Brummer. Und davon ein ganzer Haufen.
Angeekelt und geschockt zog ich meine Beine ran und hoffte, dass die Viecher im Bad bleiben und sich nicht im ganzen Zimmer verteilten. Alex tat mir so unendlich leid, dass er sich in diesem fiesen Badezimmer übergeben musste. Also kotzen in einem Bad, dass selbst ja schon zum kotzen war. Er lag gerade wieder im Bett, da musste er auch schon direkt wieder lossprinten für die nächste Kotzwelle. Der Arme.
Nachdem das Kotzen überstanden war, dachten wir, dass wir endlich ein wenig Schlaf bekommen würden. Aber dann kamen die Ratten. Über uns trappelten und rannten die die ganze Nacht über das Boot. Oder in den Zwischenwänden. Ich weiß es nicht. Und nein, das waren keine Menschen. Die Schritte waren viel viel kleiner und schneller.
Und auch hier wieder: Ich hab schon mal mehrere Nächte in einer Bambushütte verbracht, in der auch in einer Seitenwand regelmäßig Ratten gekämpft hatten. Das war gar nicht schön. Und hier auch nicht. Die Dinger müssen groß gewesen sein, der Lautstärke nach zu urteilen.
So, jetzt hatten wir tatsächlich eine Nacht mit Kotzen, Durchfall, Kakerlaken und auch noch Ratten gehabt. Mehr geht nicht.
Am nächsten Morgen verließen wir fluchtartig das Boot. Wir wollten nur noch weg von hier. Wir waren müde, fertig, Alex Magen rumorte immer noch, und wir fühlten uns dreckig. Angekommen am Hafen organisierte ich ein Taxi nach Kochi und wir sagten Alleppey lebewohl. Und die Moral von der Geschicht: Nichts wird mich jeh wieder schocken wenn es um Unterkünfte und schlimme Übernachtungen in Asien geht.
Die Schöne Seite der Backwaters Kerala
Auch wenn unsere Nacht auf dem Hausboot ziemlich beschissen war, war die Fahrt tagsüber in den Backwaters das genaue Gegenteil. Es war wunderschön in Stille über die Flussläufe zu schippern, nur die Landschaft zu betrachten, das Leben am Flußufer zu beobachten und dabei einen Chai-Tee zu schlürfen. Wirklich, ein absoluter Traum, und genau DER Grund, warum die Backwaters beim Sightseeing in Kerala ganz hoch im Kurs stehen.
Am Uferrand und im Hinterland standen saftige, grüne Palmen, Ochsen und Kühe liefen auf Uferwegen entlang, Menschen wuschen ihre Wäsche im Fluss, Kinder kamen aus der Schule und machten sich auf den Weg nach Hause, Männer angelten das Abendessen und Frauen in bunte Saris gehüllt kamen vom Markt aus dem Nachbardorf.
Das Leben fließt vorbei und die Zeit steht still. Wir redeten nicht viel und genossen diesen wunderschönen Film, den die Backwaters für uns abspielten. Wir haben hier die meisten Fotos auf der Reise gemacht, weil einfach alles so schön aussieht.
Meine Tipps für die Backwaters Kerala in Alleppey:
- Deine Backwatertour muss nicht zwingend mit Übernachtung auf einem Hausboot sein – eine Tagestour reicht völlig aus und ist auch günstiger.
- Wie bei allem in Asien solltest du den Preis für deine Bootsfahrt vorher verhandeln.
- Wir haben ca. 90 Euro für unsere Fahrt bezahlt, auf einem Boot für zwei Personen, inklusive Essen, Wasser und eine Übernachtung. Das Boot war dafür nicht unbedingt das neueste, und du wirst bei diesem Standard Kakerlaken-Besuch in der Nacht haben. Wir hatten außerdem auch noch Pech mit der Crew, die ich eher als aufdringlich empfand. Wenn möglich, dann gib lieber etwas mehr Geld aus und hör auf dein Bauchgefühl, bei der Hausbootwahl.
- Die öffentliche Fähre von Alleppey nach Kochi bietet die gleichen Eindrücke für kleines Geld. Eine gute Alternative für das schmale Budget.
Fragen und Antworten zu den Backwaters
Wieviel kostet eine Hausboottour mit Übernachtung?
Die Preise sind ganz unterschiedlich, je nachdem wie groß das Boot ist, dass du buchst, und welche Ausstattung es hat. Es gibt einen „offiziellen“ Mindest-Preis den man für ein Hausboot für zwei Personen zahlen muss (der ist sogar ausgehangen am Bootsableger Reservierungshäuschen), und der liegt bei ungefähr 6.500 Rupies (ca. 80 Euro). Aber niemand schert sich um diese Preise, und du gehst einfach am Anleger entlang, schaust dir die Boote und Angebote der Anbieter an. Bei uns hat es keine Minute gedauert, bis wir angequatscht wurden.
Wir haben am Ende umgerechnet um die 90 Euro bezahlt (ca. 7000 Rupies), würde diese Variante aber eben nicht weiter empfehlen. Generell gilt: Je mehr du zahlst, um so besser wird auch das Hausboot sein. Rein vom Gefühl her, und wie die anderen Boote aussahen, wirst du sicherlich um die 200 Euro (ca. 15.000 Rupies) zahlen müssen, und das war uns als Backpacker einfach zu viel Geld.
Gibt es auf dem Hausboot etwas zu essen?
Ja, deine Mahlzeiten sind im Preis mit inkludiert. Sprich mit dem Koch am besten vorher ab, wenn du was spezielles essen willst, vegetarisch oder vegan lebst. Das Essen ist sehr lecker und traditionell keralesisch.
Kann ich auf dem Boot Alkohol bekommen?
Nein, auf dem Boot selbst gibt es keinen Alkohol. Wenn du am Abend dein Bierchen trinken willst, dann musst du dir das selbst mitbringen – bzw. gibst der Crew am Vortag Geld, und sie werden es für dich einkaufen. Im Preis ist es aber nicht mit enthalten.
Kann ich in den Backwaters schwimmen gehen?
Nein, kannst du nicht. Es ist nicht erlaubt von Bord zu springen oder ähnliches.
Kann ich alleine als Frau eine Hausboottour buchen?
Klar kannst du das. Die Frage ist, ob du das auch willst. Die Besatzung ist durchweg männlich und ist dir fremd. Als Frau alleine wirst du sicherlich doch mehr angestarrt, als wenn du in einer Gruppe oder mit deinem Partner unterwegs bist. Das kann ganz schön unangenehm werden und fühlt sich meistens nicht gut an. Ich würde jeder allein reisenden Frau davon abraten und lieber eine Tagestour mit anderen Touristen zusammen empfehlen.
Ist Alleppey wirklich das Venedig des Ostens?
Ich weiß nicht warum, aber in einem großen Reiseführer wird Alleppey so bezeichnet. Die Stadt hat absolut nichts mit Venedig zu tun. Klar gibt es hier Flüsse und viele Boote, aber der Vergleich löst einfach Erwartungen aus, die nichts mit Venedig zu tun haben. @Lonley Planet: Hatte euer Redakteur bei der Forumlierung einen im Tee oder was?
Lohnt sich eine Backwater Tour?
Ja, auf jeden Fall. Die Landschaft und die vielen kleinen Flußläufe sind absolut sehenswert und wunderschön. Bei einer Reise durch Kerala gehören sie auf jeden Fall zu den Must-Sees. Lass dir da nichts anderes erzählen, die Backwaters sind wirklich schön!
Kann ich die Backwaters nur in Alleppey sehen?
Nein, es gibt auch Backwaters in Kollam. Hier ist es nicht ganz so voll wie in Alleppey und eine gute Alternative in der Hochsaison.
Unsere Unterkunft in Alleppey
Die Nacht vor unserer Backwatertour haben wir im Alasr Heritage verbracht und haben uns hier sehr wohl gefühlt.
Die familienbetriebene Unterkunft befindet sich in einem traditionell arabischen Haus und hat große, saubere und schöne Zimmer für einen fairen Preis. Wir haben für ein Doppelzimmer 800 Rupies gezahlt.
Die Familie und Mitarbeiter tun alles dafür, dass man sich hier wohlfühlt, sind sehr höflich und drängen sich nicht auf. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Empfehlen kann ich auch hier zu essen. Die Mitarbeiter decken den Tisch mit ganz viel Liebe ein, wie ich es noch nie irgendwo gesehen habe, und das Essen ist richtig lecker. Also solltet ihr in Allepey einen Platz zum Schlafen suchen, dann kommt bitte hierher.
Beste Reisezeit nach Alleppey
Die beste Zeit liegt zwischen den Monaten Oktober und April denn da herrscht Trockenzeit.
Mein Fazit
Die Backwaters Kerala zu besuchen lohnt sich auf alle Fälle.
Aber es ist nicht unbedingt notwendig hier über Nacht auf einem Hausboot zu bleiben. Das Schöne an einer Tour ist eben doch das Fahren durch die ganzen Flussläufe, und das findet tagsüber statt.
Solltest du also überlegen nach Alleppey zu gehen, um die Backwaters Kerala zu sehen, und dein Budget ist eher klein, dann mach einfach eine Tagestour – egal ob mit anderen Touristen, per Kanu oder mit der öffentlichen Fähre.
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Ich möchte dir noch danken für deine zeit und fürs Lesen. Denk immer daran: Life is a journey.
Peace und Namaste.